Der Schriftsteller Theodor Storm hat vor 130 Jahren mit Hauke Haien eine unheimliche Sagengestalt geschaffen, die eng mit der Geschichte Nordfrieslands verbunden ist. Seine Novelle trägt den Titel Der Schimmelreiter und ist in ganz Deutschland berühmt. Die Sagengestalt des Hauke Haien geht vermutlich auf Hans Momsen aus Fahretoft in Nordfriesland zurück, einem Landvermesser, von dem sich viele Gegenstände noch im Nordfriesland-Museum in Husum finden.
In der Novelle geht es um den Deichgrafen Hauke Haien, der sich ganz und gar dem Bau besserer und sicherer Deiche verschrieben hat. Er stellte fest, dass die Deiche, die man damals baute, nicht hoch genug waren, um den Menschen auf den Inseln Sicherheit vor Sturmfluten zu geben. Eigentlich stammt er aus einfachen Verhältnissen, doch durch eine Hochzeit besitzt er genug Land, um Deichgraf zu werden und damit die Verantwortung für die Deiche zu tragen.
Die Bewohner aber finden Hauke Haien, den Schimmelreiter, unheimlich. Sein Pferd soll gar kein echtes Pferd sein, sondern ein widernatürlich wieder erwecktes Pferdeskelett von einer Hallig sein. In dem weißen Pferd sehen sie den Teufel verkörpert. Jeden Tag ritt Hauke auf seinem Schimmel über den Deich und kontrollierte die Verbesserungsarbeiten.
Früher gab es den Aberglauben, dass man in einen Deich etwas „Lebendiges“ einbauen musste, um dem Deich eine Art übernatürlichen Schutz zu geben. Die Arbeiter an dem Deich wollen einen Hund einbauen, doch Hauke rettet den Hund, weil er gegen den Aberglauben ist. Er glaubt an Fortschritt und Technik. Doch die Menschen sind überzeugt, dass Hauke sie und den Deich mit der Rettung des Hundes verflucht hat.
Sein Deichprojekt bleibt unvollendet und schließlich bricht eine große Flut herein, bei der seine Frau und seine Tochter sterben. Hauke Haien stürzt sich auf seinem Schimmel ebenfalls in die Fluten und es heißt, dass später das Pferdeskelett wieder auf der Hallig gelegen habe.
Theodor Storm ließ sich zu seiner Novelle von alten Sagen beeinflussen. Die Erzählung von einem unheimlichen Beschützer der Deiche, der auf einem weißen Pferd reitet, das im Vollmond regelrecht leuchtet, gibt es in der Tat in Nordfriesland schon lange.